Auftaktveranstaltung eines inklusiven Bürgerbeteiligungsprozesses war ein »World Café« genanntes Projekt in der Stadthalle, um ein breites Meinungsbild über den Stand der Inklusion zu erhalten. Ziel war es, Aufgaben und Perspektiven zu ermitteln, um anschließend bürgernahe Kernprozesse in unterschiedlichen Bereichen der Inklusion in Gang zu setzen.
Auf Anregung des Behindertenbeirats hat die Stadt beschlossen, im Rahmen der perspektive memmingen die Umsetzung des kommunalen Inklusionsgedankens mit breiter Beteiligung von Fachleuten und Bürgerinnen und Bürgern zu gestalten.
Teilnehmer aus allen Bereichen der Gesellschaft nahmen daran teil. Nach kurzen Begrüßungsworten durch Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger über Inhalt und Ziel der Veranstaltung sprach die kürzlich mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Behindertenbeauftragte der Stadt, Heidi Dintel, über die Anfänge der Erarbeitung der Behinderten-Konvention bei den Vereinten Nationen mit dem Inhalt der Inklusion, die Deutschland 2009 unterschrieben habe und jetzt in Aktionsplänen umsetzen müsse.
Stadträtin und Vorsitzende des Behindertenbeirates Verena Gotzes informierte dagegen über ihre ersten Schritte der Behindertenarbeit in der Stadt. »Anfänglich war es oft sehr schwer, auf die permanent vorhandenen Behinderungen in allen Bereichen des täglichen Lebens aufmerksam zu machen. Aber heute sind wir schon eine parteiübergreifende kleine Macht und haben viel erreicht, was unser Leben als Behinderte in der Stadt enorm erleichtert«. Und es muss weitergehen: »Behinderte Menschen gehören in die Mitte der Gesellschaft«, so Gotzes Aufruf. Sie sei aber dankbar, dass sich immer mehr Menschen mit dem umfangreichen Thema der Inklusion beschäftigten und Behinderte als gleichberechtigte Menschen mit denselben Wünschen und Bedürfnissen wahrnähmen.
Unter Professor Dr. Markus Jüster von der Hochschule Kempten wurde 2013 ein Prozess eingeleitet, um einen kommunalen Inklusionsplan zu gestalten und in konkreten Maßnahmen umzusetzen. Dies könne die Frühförderung bei Kindern, die Schule oder Jugendarbeit sowie die Lebensbereiche Wohnen, Arbeit, Freizeit, Bildung und Kultur betreffen. Ebenso die allgemeine Kommunikation, Teilbereiche der Pflege und Mobilität – all dies werde insgesamt zu einem besseren Miteinander in der Stadt führen. Dabei gehe es um Jung und Alt, um Menschen, welche über unterschiedlichste Arten von Einschränkungen verfügten. In einem sehr unterhaltsamen und witzigen Beitrag klärte Jüster die zahlreich anwesenden Zuhörer in leichtverständlichen Comic-Bildern zunächst darüber auf, was Inklusion bedeutet und was Inklusion ist und erreichen will, bevor anschließend im Rahmen des World Cafés im Nebenraum an acht Thementischen unterschiedliche Fragestellungen und Vorschläge unter Leitung eines Tischpaten in Vorschläge für ein besseres Zusammenleben erarbeitet wurden. Ziel sollte es sein, ein breites Meinungsbild über den Stand der Inklusion zu erhalten, Aufgaben und Perspektiven zu ermitteln, um anschließend bürgernah Kernprozesse in unterschiedlichen Bereichen der Inklusion in Gang zu setzen.
Die Ergebnisse dieser Arbeit sollen von einem Lenkungskreis überarbeitet und in einen zirka zweijährigen Entwicklungsprozess eingebracht werden. Zwischen drei und fünf Kernprozesse sollen über den Zeitraum begleitet und unterstützt werden. Ziel sei es, konkrete Verbesserungen zu schaffen und die Lebensqualität für alle Bürger in Memmingen zu heben. Dabei sei es die Absicht, von Beginn an Teilhabe zu ermöglichen und die Ziele des Inklusionsprozesses auf eine breite Basis zu stellen.